Liebesromane, noch so eine Leidenschaft von mir.
Ich verschlinge sie regelrecht. In den Herzschmerz-Happy-End-Geschichten begegne ich charismatischen Millionären, liebevollen Bad Boys oder tatkräftigen Farmern. Alle selbstverständlich mit einem traumhaften, muskelbepackten Körper ausgestattet, der jede Frau zum Sabbern bringt. Und natürlich wählen diese Prachtkerle aus dem unerschöpflichen Vorrat an Modelfrauen, die ihnen zu Füßen liegen, allein mich. Ich bin diejenige, die ihr Bestes zum Vorschein bringt. Ich lasse sie Dinge wünschen, von denen sie bislang gar nicht wussten, dass sie diese für ein glückliches Leben benötigen. Ich bin der Traum ihrer feuchten Nächte. Ich bin das Zentrum ihrer Lust und nur mit mir ist der Sex so orgastisch-fantastisch wie noch nie. Gegen mich sind all die perfekten Frauen nur ein blasses Abziehbild.
Imaginär zeige ich die Stinkefingergeste. Hier, nimm das, du reales Leben. Ich grinse. Pia wäre wegen dieses Prollgehabes stolz auf mich und Isabell würde entsetzt mit den Augen rollen.
Mein Gesicht wird heiß und daran ist nicht die körperliche Anstrengung schuld. Weder Pia noch Isabell habe ich anvertraut, dass ich nur allzu gern in die weibliche Hauptrolle aus meinen Büchern schlüpfe. Ich muss heftig schlucken. Wenn sie wüssten, dass meine größte Erfüllung darin besteht, Teil einer Geschichte zu werden, die im realen Leben für mich nie möglich sein wird, würden sie mir eine ordentliche Standpauke halten. Die beiden würden mir zum tausendsten Mal in den Ohren liegen den echten Männern eine weitere Chance zu geben.
Ich habe es probiert. Aber bei jedem dieser gescheiterten Versuche verschwand ein Teil von mir. Besonders die letzte Erfahrung vertilgte ein riesiges Stück meines Selbst und jetzt ist nur noch ein kleines Stückchen von mir übrig. Das behüte ich wie einen kostbaren Schatz. Tut mir leid, echte Männer, das bekommt ihr nicht.