Bianca Blythe

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»Partnersuche für Mauerblümchen 1 - Wie man einen Duke entführt« von Bianca Blythe

Titel:

»Wie man einen Duke entführt«

Autor:

Bianca Blythe

Genre:

Historisch

Seitenanzahl:

341 Seiten

Erzählperspektive:

Dritte Person, Vergangenheit

Stimmung im Buch:

verzweifelt vorwärtsstürmend

Charaktere:

Fiona Amberly

Adlige, Archäologieliebhaberin

Percival Carmichael

der neue Duke of Alfriston

Meine Lieblingscharaktere:

Fiona, die alles tut, um ihre geliebte Großmutter glücklich zu machen.

Das hat mir besonders gefallen:

Die Szene mit dem Kutschenüberfall. Ich habe so schrecklich lachen müssen, die Situation war einfach zu komisch. Dazu hat mir sehr gefallen, wie die langsam wachsende Anziehungskraft zwischen den Protagonisten beschrieben wird.

Diese Gefühle hat das Buch in mir geweckt:

Ich habe mich vor lauter Kichern gar nicht mehr eingekriegt. Der Kutschenüberfall ist einfach nur köstlich!!! Aber ich war auch zu Tränen gerührt und dann wieder verzweifelt, weil die bösen Worte von Fionas Onkel ihr Ziel erreichten.

Das kann ich zum Schreibstil sagen:

humorvoll und bildgewaltig.

Meine Bewertung:

Ein Verlobter in vier Tagen

Um ihrer sterbenden Großmutter die Sorge um ihre Enkelin zu nehmen, erfindet Fiona einen Verlobten. Schwierig wird es, als sie ihn zum Weihnachtsfest in vier Tagen mitbringen soll. Woher soll sie so schnell einen Mann auftreiben, der bereit wäre, ihren Verlobten zu spielen? Da kommt es ihr gerade Recht, dass sie der Kutscher, den sie vor einem umgestürzten Baum warnen will, für eine Wegelagerin hält und flieht. Sie bedroht den gutaussehenden Insassen der Postkutsche mit ihrem Messer, damit er sich für ihren Verlobten ausgibt.

Zitat aus dem Buch:

Gewehre sollten nicht auf sie gerichtet sein. Jetzt nicht und auch sonst nicht. Ihr Leben war ruhig. Waffen waren Dinge, die auf andere Menschen gerichtet waren, die verwerfliche Dinge taten. „Du machst einen Fehler.“
„Ich glaube nicht.“ Die Hände des Mannes waren ruhig.
Jeder Aspekt der Erscheinung des Fahrers schien gewöhnlich zu sein, und die Kutsche selbst war eine einfache Postkutsche, ohne jede Verschönerung. Und doch zogen sich die buschigen Augenbrauen des Fahrers zusammen, als würde sie, nicht er, sich unangemessen verhalten.
Fiona hob ihr Kinn und bemühte sich, ihre Stimme ruhig zu halten. „Bitte, leg die Waffe weg.“
Er lachte, ein tiefes Grollen, das an ihr nagte. Die eisige Temperatur grenzte an Unerträglichkeit, der scharfe Wind stach ihr ins Gesicht, und sie hatte keine Geduld, sich mit einem streitsüchtigen Fahrer zu unterhalten, dessen Leben sie gerade zu retten versuchte.
„Da ist ein Baum auf der Straße. Wenn ihr noch weiterfahrt, wird die Kutsche zertrümmert.“
Der Fahrer verengte seine Augen weiter.
„Zweifellos wirst du bedenken, dass es Winter ist und du über eine Meile vom nächsten Anwesen entfernt bist.“
„Was ist los, gräme?“ Eine tiefe Stimme schreckte sie aus ihren Überlegungen auf. Die Stimme war autoritär und der Akzent kultiviert, was sie von dem nördlichen, ungeschliffenen Akzent, an den sie gewöhnt war, abhob.
Ihr Herz hämmerte, und sie erinnerte sich daran, dass der Besitz einer angenehmen Stimme nicht gleichbedeutend war mit ebenmäßigen Gesichtszügen, breiten Schultern und all den anderen Merkmalen der Attraktivität.
Der Mann lugte hinter dem Vorhang hervor.
Er hob nur den Kopf aus einem Kutschenfenster, aber es hätte genauso gut aus den Wolken sein können, die darüber schwebten.
Kastanienbraune Locken schauten aus dem seidigen Rand eines Biberhutes hervor, der modischer war als alle, mit denen sich der örtliche Pfarrer zu schmücken pflegte, und die Züge seines Gesichtes waren zu einem strengen Ausdruck geformt, der dem des Kutschers ähnelte. Seine Nase lag in einer geraden, unerschütterlichen Linie, und hohe Wangenknochen prägten sein Gesicht und verliehen ihm ein königliches Aussehen.
Jedes Merkmal gehörte zu einem Ausbund an Männlichkeit.
Fiona festigte ihren Stand und grub ihre Stiefel weiter in den schlammigen Boden. Getrocknete Blätter knirschten unter ihren Füßen, und sie richtete ihren Blick auf den grauen Himmel.
Herr im Himmel! Kein Anstandswauwau, kein Freund, und sie war in der Gegenwart eines Gottes.
„Wir haben ein Problem, Sir. Diese Dame hier.“ Der Kutscher richtete weiterhin seine Muskete auf sie, und seine Stimme war schwermütig. „Ich befürchte, Sir, dass wir von einer Wegelagerin belästigt werden.“
„Wie bitte?“ Fiona stotterte, und ihr Herz raste, obwohl dieses Mal nicht der gutaussehende Mann die Schuld daran trug.
Der Mann runzelte die Stirn. „Dann tu etwas, gräme.“
„Ich kann doch nicht auf eine Frau schießen.“
Der Mann verdrehte die Augen. „Ich möchte auch nicht, dass du sie erschießt.“
Der Wind, der über sie hinwegfegte, schien sich in Eis verwandelt zu haben, und sie fröstelte. Auf keinen Fall sah sie wie eine Wegelagerin aus. Sie mussten verrückt sein, das überhaupt in Betracht zu ziehen.
„Wir haben hier also einen weiblichen Wegelagerer“, sagte der Fahrer. „Wusste gar nicht, dass es so etwas gibt.“
„Frauen sind zu vielem fähig.“ Sie stemmte die Hände in die Hüften und erinnerte sich erst jetzt daran, dass sie immer noch das Messer umklammert hielt. Oh.
„Die Frau behauptet, dass ein Baum auf die Straße gestürzt sei!“, fuhr der Fahrer fort und starrte sie immer noch an, als könnte sein bloßes Starren sie davon abhalten, sich zu bewegen.
„Ich lüge nicht!“, beharrte sie. „Und euer Leben ist in Gefahr, wenn ihr noch weiterfahrt. Also solltet ihr besser…“
„Aussteigen und am Straßenrand warten?“ Der Fahrer grinste.
„Ja, das wäre vielleicht angebracht.“
„Oder würdest du vorschlagen, dass ich mich von meinem Schützling trenne und ihn bei dir zurücklasse?“ Der Fahrer hob die Augenbrauen.
„Ich mache doch nichts Falsches…“
„Natürlich nicht!“ Der Fahrer runzelte die Stirn. „Du führst lediglich illegale Aktivitäten durch.“
„Sir…“
„Legt das Messer weg.“ Der gutaussehende Mann runzelte die Stirn, seine Stimme war feierlich.
„Ich würde sie nicht reizen“, erklärte der Fahrer. „Frauen sind emotionale Geschöpfe, Sir. Ich möchte nicht daran denken, was sie unter Stress alles anstellen können. Nicht wie wir rational denkenden Männer, Sir.“
„Das ist erhellend zu hören, wenn man aus einem nutzlosen, von Männern geschaffenen Krieg zurückkehrt“, sagte der gutaussehende Mann trocken.
„Gut, gut.“ Eine rötliche Färbung erschien auf den Wangen des Fahrers. „Wir sollten alle dankbar sein, dass Napoleon keine Frau war.“
„Wer weiß, was dann passiert wäre!“ Der gutaussehende Mann schüttelte den Kopf, seine Miene war von solcher Bestürzung erfüllt, dass Fiona fast glaubte, er wolle scherzen.
„Schreckliche Dinge, Sir!“ Die Stimme des Fahrers wurde nüchterner. „Schreckliche Dinge, ganz sicher.“
Die beiden Männer starrten sie an, und Fiona erschauerte unter ihren Blicken. Ihr Herzschlag galoppierte geradezu. Sie hielten sie tatsächlich für eine Wegelagerin. Sie hatte versucht, es zu erklären, aber sie hatten ihr nicht geglaubt. Und sie richteten eine Waffe auf sie. Eine, die jeden Moment losgehen konnte.
Sie musste die Kontrolle erlangen.
Der Fahrer grinste. „Tut mir leid, Schätzchen, aber du wirst kein Geld von uns bekommen.“
„Nicht, dass wir welches hätten“, fügte der gutaussehende Mann hastig hinzu.
Eine Pistole dröhnte.
Fiona zuckte nicht zurück – die Bauern waren immer noch auf der Jagd. Aber die feste Miene des Fahrers erbebte.
„Du bist nicht allein!“ Die Stimme des Fahrers zitterte.
Fiona war ganz sicher allein, aber sie konnte nicht zulassen, dass der Fahrer weiterhin eine Waffe auf sie richtete. Auf diese Weise kam es zu Unfällen.
Das war ihre Chance.
Und sie ergriff sie.
Fiona zwang ihre Stimme, ruhig zu bleiben. „Leg deine Waffe nieder.“
Der Fahrer zögerte, dann löste sich ein weiterer Schuss.
Fiona verengte ihre Augen. „Ihr seid umzingelt. Das ist die letzte Warnung.“
Die Hände des Fahrers zitterten, und er ließ die Waffe sinken. Erleichterung durchströmte Fiona, und sie ergriff die Waffe und richtete sie auf den Fahrer.
Der Fahrer sank auf die Erde und hielt die Hände über sich. „Was wollt ihr? Bitte, Gnade! Wir geben dir alles!“
„Ich…“ Eine wahnsinnige Idee schoss Fiona durch den Kopf, und sie warf einen weiteren Blick auf den Mann in der Kutsche.
Der Stoff seiner Kleidung war tadellos, und seine Haarfarbe war perfekt.

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Hier findet ihr die Autorin im Netz.

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»Partnersuche für Mauerblümchen 3 - Mauerblümchen auf Abwegen« von Bianca Blythe

Titel:

»Mauerblümchen auf Abwegen«

Autor:

Bianca Blythe

Genre:

Historisch

Seitenanzahl:

259 Seiten

Erzählperspektive:

Dritte Person, Vergangenheit

Stimmung im Buch:

getrieben von wissenschaftlicher Leidenschaft

Charaktere:

Louisa Carmicheal

verschmähtes Mauerblümchen mit Leidenschaft für die Meeresfauna

Lord Rupert Haywood

Kapitän der »Saphierprinzessin«

Meine Lieblingscharaktere:

Louisa, die tapfer und mutig ihren eigenen Weg geht.

Das hat mir besonders gefallen:

Die Szene, als Rupert seinen einzigen Passagier der Lüge überführt. Ich habe Louisa unendlich dafür bewundert, wie sie sich in dieser heiklen Situation verhalten hat.

Diese Gefühle hat das Buch in mir geweckt:

Empörung über all die versteckten oder auch offen ausgesprochenen Beleidigungen, die Louisa in der feinen Gesellschaft ertragen musste. An ihrer Stelle hätte ich auch allen den Rücken zugekehrt und mein eigenes Ding durchgezogen.

Kritik:

Den Schluss fand ich etwas übertrieben, hollywoodmäßig aufgebauscht. Dass sich Mr. Sir Seymour Amberly so viel Mühe um eine entlaufene Braut macht, ist einfach nicht glaubwürdig.

Das kann ich zum Schreibstil sagen:

angenehm zu lesen

Meine Bewertung:

Geliebte der Wissenschaft

Auf der Liste der Mauerblümchen an letzter Stelle zu stehen ist kein Vergnügen. Sollte Louisa also dankbar sein, nach dem Willen ihrer Mutter, einen schwulen Adligen zu heiraten? Oder soll sie lieber die Gelegenheit ergreifen und die wissenschaftlichen Studien im westindischen Meer selbst durchführen, die sie einem betrügerischen Gelehrten ermöglicht hatte? Sie wagt das Abenteuer und besteigt die »Saphirprinzessin« verkleidet als Mann. Dumm nur, dass der Kapitän Augen im Kopf hat.

Zitat aus dem Buch:

War es möglich, dass er ihm Unbehagen bereitete?
Rupert hätte fast gelacht.
Er hatte Mr. Thornton bestimmt nicht einschüchtern wollen.
Es sei denn …
Er blinzelte.
Da war etwas daran, wie das Licht Mr. Thorntons Wangen traf … Etwas daran, wie Thornton den Kopf hob, als ob er sich über die Höhe der Masten wunderte, was Rupert Lust machte, ihm die Haare zu zerzausen. Es war die Art von Geste, die die Gesellschaft einer Frau in ihm auslösen konnte.
Letzte Nacht waren sie in einem dunklen Raum gewesen, aber jetzt war sein Aussehen deutlich sichtbar. Sein Körper war schlank, was vielleicht auf die Neigung des Mannes zurückzuführen war, Bücher zu studieren, und nicht hart zu arbeiten wie die Seeleute.
Das fast zu straff zurückgebundene Haar des Mannes schien seine Wangenknochen noch mehr hervorzuheben. Oder zumindest schien es Rupert dazu zu veranlassen, übermäßig viel Zeit damit zu verbringen, über dieses herzförmige Gesicht nachzudenken.
Er wirkte fast … weiblich.
Eine Tatsache, die, zumindest bei einem Mann, eine unangenehme Eigenschaft hätte sein sollen, und doch waren Ruperts Gedanken ganz sicher nicht unschmeichelhaft.
Er wusste, dass Mr. Thorntons Schwester den Taucherhelm auf das Schiff gebracht hatte, aber im grellen Licht der Sonne schien die Ähnlichkeit noch ausgeprägter.
Er hatte es im schwachen Licht unter Deck nicht bemerkt, aber seine Haut sah aus, als bräuchte sie nicht einmal eine Rasierklinge.
Seltsam.
Eindeutig, definitiv seltsam.
Es sei denn … Thornton hatte kleine, zierliche Hände. Er erinnerte sich an die Momente der letzten Nacht, in denen sein Lachen mit einer höheren Tonlage erklungen war, wie das eines Jungen, der noch nicht den Stimmbruch erreicht hatte. Der Mann sah jung aus, aber er war sicherlich über das Alter des Stimmbruchs hinaus.
Er wollte lachen. Die Frau, die den Taucherhelm gebracht hatte, konnte sich unmöglich so verkleidet haben, oder?
Er starrte den Wissenschaftler erneut an. Er wünschte, er hätte in Brighton besser aufgepasst.
„Ich sollte mich um den Passagier kümmern“, sagte Rupert und entfernte sich von Fergus.
Es war unmöglich.
Mr. Thornton konnte keine Frau sein.
Der Gedanke war lächerlich, wie eine der Halluzinationen, die durstigen Männern in der Wüste erschienen.
Und dennoch …
Er marschierte auf den Wissenschaftler zu. „Darf ich Sie unter vier Augen sprechen?“
Mr. Thornton – oder wer auch immer diese Person war – zog die Augenbrauen hoch.
Rupert bemerkte, dass sie dünner waren als die buschigen Brauen, die die Gesichter der Seeleute zierten, obwohl der Wissenschaftler nicht der erste wäre, der auf sein Aussehen achtete. Rupert war vielleicht seit Jahren nicht mehr auf einem Ball der feinen Gesellschaft gewesen, aber er hatte nicht alle Erinnerungen an diese verschwenderischen, prunkvollen Anlässe verloren. Die Männer bei diesen Festlichkeiten waren in so viel Samt und Satin gekleidet, dass sie es mit jeder Frau aufnehmen konnten, und der Schnitt ihrer Hosen hatte die Form ihrer Beine offenbart, angeblich, um ihre Beherrschung der komplexen Tanzschritte am besten zu zeigen.
Rupert runzelte die Stirn. Er hatte diese Männer nie anziehend gefunden und hatte es stets bevorzugt, sich unter die Frauen zu mischen, an vollen Brüsten und üppigen Locken zu erfreuen, wenn er die Gelegenheit hatte.
Verdammt!
Wenn man ihn hinters Licht geführt hatte …
Er war Piratenkapitän gewesen. Er hatte feindliche Schiffe ausgetrickst. Er war heimtückisch und gerissen gewesen… Wenn so ein Mädel sich durch eine Lüge an Bord geschmuggelt hätte, obwohl es ihr ausdrücklich verboten war, allein zu reisen …
Er schüttelte den Kopf.
Hoffentlich hatte er sich nicht täuschen lassen.
Andererseits – welche Frau wäre töricht genug, sich allein auf ein Schiff zu wagen? Vor allem einem nach Westindien, wo man kaum einen gefährlicheren Ort wählen könnte?
„Sie waren nicht ehrlich zu mir“, sagte Rupert, und die Augen des Wissenschaftlers huschten zur Seite. Rupert kannte schuldbewusste Männer. Er hatte genug von ihnen kennengelernt. Kapitän wurde man nicht, ohne merken zu können, wann ein Seemann seine Pflichten schlecht verrichtete.
„Was meinen Sie damit?“ Mr. Thorntons Stimme zitterte, und er wurde rot.
Rupert weigerte sich, die Anbetungswürdigkeit des rosigen Farbtons auf der Wange des Mannes zu bemerken und biss die Zähne zusammen. „Unter Deck, sofort.“
Der Wissenschaftler riss die Augen auf und sprang hoch. Seine Bücher und Papiere blieben auf dem Deck gestapelt, und lebhafte Illustrationen lagen neben langweiligen, sorgfältig geschriebenen Notizen.
„Sie, äh, sollten wohl besser Ihre Sachen mitnehmen. Ich möchte nicht, dass eine Böe sie ins Meer bläst.“
Der Mann nickte und hob seine Papiere auf. Rupert spähte über die Schulter des Mannes und bemerkte tadellos gezeichnete Wellen. Mit wenigen Strichen schien er die Szenerie perfekt einzufangen.
Er runzelte die Stirn. Er sollte ihn doch verhören. Nicht seine künstlerischen Fähigkeiten bewundern.
„Folgen Sie mir“, sagte Rupert mit schroffer Stimme und ging zu seinem Quartier, erleichtert, ihn hinter sich her huschen zu hören.
Er stieg die steilen Stufen hinab, marschierte mit gesenktem Kopf durch den Gang und stieß die Tür zu seinem Quartier auf. Der Tisch war längst abgeräumt und er zuckte bei der Erinnerung an ihren gemeinsamen Abend zusammen.
Er war ihm gegenüber viel zu offen gewesen. Er sah Mr. Thornton mit schiefgelegtem Kopf an. Miss Thornton?
„Wie kann ich Ihnen helfen?“ Thorntons Stimme schwankte und aus einem absurden Grund ließ dies sein Herz sich schmerzlich zusammenziehen.
„Sagen Sie es mir.“ Er biss die Zähne zusammen und starrte in weit auseinanderstehende graue Augen. „Ich glaube nicht, dass Sie der sind, für den Sie sich ausgeben.“
Er starrte auf Thorntons Wangen. Sie wirkten … weich. Nicht rau wie bei allen anderen Männern, nachdem sie mit dem Rasiermesser über sie gekratzt hatten. Seine Wangen sahen glatt, fast weiblich aus, und er legte seine Hand darauf.

*

IN KAPITÄN ROSSES AUGEN blitzte Zorn auf. Seine Nasenlöcher bebten, und Louisas Herz schlug wie rasend. Die Hand des Mannes blieb auf ihrem Gesicht, und eine ungewollte Hitze durchströmte sie.
„Nehmen Sie Ihre Hand weg“, befahl sie, aber die Hand des Mannes bewegte sich kaum.
„Sie haben mich angelogen“, sagte er.
Sie trat einen Schritt zurück, und ihr Rücken krachte gegen die Holzwand. Der Kapitän kam näher und seine klaren blauen Augen funkelten vor Wut.
Das war gar nicht gut.
Er hat mich durchschaut.
Das durfte sie nicht zulassen. Sie durfte nicht entdeckt werden. Sie durfte nicht zugeben, dass sie eine Frau an Bord eines Schiffes voller Männer war. Sie konnte die Gelegenheit, Forschungen zu betreiben, nicht aufgeben.
„Sie sind eine Frau“, sagte der Kapitän.
Sie kämpfte gegen seinen Griff, aber er hielt sie nur noch fester um die Taille.
Furcht erfüllte sie.
Woher wusste er es? Sie hatte versucht, so vorsichtig zu sein.
Er hat nur einen Verdacht.
Und sie weigerte sich, seinen Verdacht zu bestätigen.
Sie riss voller Bedacht die Augen auf und bemühte sich, mit tiefer Stimme zu sprechen. „Unsinn!“
Er lächelte, als hätte er erwartet, dass sie widersprechen würde.
Ihre Gedanken überschlugen sich, versuchten verzweifelt, einen Ausweg zu finden – irgendetwas, um ihn davon abzuhalten, seinen Verdacht nachzuprüfen.
„Es ist wahr.“ Ihre Kehle schien zu glauben, sie hätte die Sahara und nicht sein Quartier betreten, und sie hatte Mühe, auch nur ein Wort herauszubringen, aber sie zwang sich, fortzufahren: „Ich bin nicht der, von dem ich sagte, dass ich es wäre.“
Er lachte kurz und hart. „Das glaube ich Ihnen.“
„Ich bin – kein Gelehrter.“ Sie weigerte sich, ihren Blick irgendwo anders zu richten als auf ihn und seinen dunkler werdenden Augen.
Er blinzelte, und sie sprach weiter, ermutigt durch sein Zögern.
„Das … habe ich erlogen.“
„Oh.”
Sie zwang sich zu lachen. „Ich bin zu jung, aber ich wollte mir einen Namen machen.“
„Oh.“ Er starrte sie erneut an.
„Ich hoffe, dass Sie es niemandem erzählen werden …“ Sie versuchte zu lächeln. „Aber ich bin bestimmt keine Frau. Ich meine…“ Sie lachte und hoffte, dass das Schwanken ihrer Stimme für ihn nicht so offensichtlich war, wie es für sie klang. „…das wäre lächerlich.“
„Ich glaube Ihnen nicht“, knurrte er.
Sein Blick fiel auf ihre Brust und ihr kam eine wilde Idee.
Ihr Herzschlag hämmerte, aber sie musste ihn überzeugen. Ihr Busen war immer mager, und jetzt war er zudem eingebunden. Sie ergriff seine Hand und ignorierte die scharfe Hitze, die sie durchfuhr, als sie seine Haut berührte. Seine Augen weiteten sich für einen Moment, und sie unterdrückte den Wunsch, in sie zu blicken.
Stattdessen zog sie seine Hand zu ihrer Brust und legte sie auf ihren flachgedrückten Busen. Sonnengeküsste Haut berührte sie dort, wo noch nie ein Mann sie berührt hatte, und ihre Beine gaben unter ihr nach. Die Holzwand drückte sich gegen sie, als seine feste Hand sie erkundete.
Die Bandagen waren fest.
Sie war in Sicherheit.
Der zuversichtliche Gesichtsausdruck des Kapitäns wich Verwirrung. „Sie sind keine …“
Sie hob den Kopf. „Natürlich nicht! Das wäre völliger Unsinn.“
„Aber Ihr Gesicht …“ Er schluckte schwer. „Ich meine Ihre Haut, Ihr Auftreten –“
„Ich war noch nicht einmal an der Universität. Ich bin zu jung! Also nehmen Sie bitte Ihre Hand von meiner Brust.“ Sie legte den Kopf schief und erlaubte ihren Lippen, sich zu diesem schrecklichen Grinsen zu verziehen, das andere Debütantinnen aufsetzten. „Es sei denn, Sie gehören zu den Männern, die solche Dinge gerne tun?“
„Was?“ Der Kapitän riss seine Hand weg, und seine Schultern sackten herab. „Na-natürlich nicht.“
Seine Wangen hatten einen deutlich dunkleren Farbton als zuvor.
„Gut.“ Sie lächelte angespannt. „Mir wäre es lieber, wenn Sie auch auf jeden Drang verzichten, meine Männlichkeit zu prüfen.“
Die Augen des Kapitäns weiteten sich, und sie deutete auf ihre Kniehose und die Stelle zwischen den Beinen, in die sie ein männliches Anhängsel genäht hatte.
„Verzeihen Sie mir.“ Der Kapitän trat zurück, und sie seufzte erleichtert, dass er es unterlassen hatte, sie auch dort anzufassen. Der Stoff, den sie dort eingenäht hatte, war für einen Mann, der mit seiner entsprechenden Anatomie vertraut war, vielleicht weniger überzeugend.
„Wenn ich eine Frau wäre“, sagte sie, „meine Schwester, wie Sie meinen, ich hätte mich Ihnen nicht zuerst als Frau vorgestellt.“
„Vermutlich nicht“, gab er zu. „Wer sind Sie?“
„Mr. Thornton“, sagte sie. „Mr. Sebastian Thornton. Jetzt“, sagte Louisa, die ihn unbedingt loswerden wollte, „sollte ich mich wieder meiner Forschung widmen. Sie haben ein Schiff zu führen und keine Zeit, Passagiere zu befummeln.“
Seine Wangen wurden noch röter und sie fegte schnell an ihm vorbei, bevor sie weiteren Blickkontakt aufnehmen konnte.

Das Buch bei Amazon:

Hier findet ihr die Autorin im Netz.

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