Anna Fischer

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»Von Amor gemobbt« von Anna Fischerr

Titel:

»Von Amor gemobbt«

Autor:

Anna Fischer

Genre:

Götter

Seitenanzahl:

315 Seiten

Erzählperspektive:

Ich-Perspektive, Vergangenheit

Stimmung im Buch:

humorvoll

Charaktere:

Zoé Fontaine

die Psychiaterin

Amor

der römische Liebesgott

Meine Lieblingscharaktere:

Amor, der in seiner Göttlichkeit so hilflos ist.

Zoé, die so verzweifelt darum bemüht ist, ihr Schicksal zu erfüllen.

Das hat mir besonders gefallen:

Hochmütig und unendlich schön, wie Götter nun mal sind, bezauberte mich Amor mit seiner Unbeholfenheit gegenüber menschlichen Gefühlen und Gepflogenheiten.

Diese Gefühle hat das Buch in mir geweckt:

Ein wundervolles Buch. Zu Beginn habe ich mich geschüttelt vor Lachen und zum Schluss war ich zu Tränen gerührt. Deshalb erhält das Buch von mir fünf Säulen und eine absolute Leseempfehlung. Wer sich diese Geschichte entgehen lässt, ist selbst schuld.

Das kann ich zum Schreibstil sagen:

Humorvoll und schön zu lesen

Meine Bewertung:

Wenn Götter Fehler machen …

Stell dir vor, du bist der römische Liebesgott Amor und musst eine Psychiaterin davon überzeugen, dass dir ein Fehler unterlaufen ist und dass du von Aphrodite zur Strafe zur Erde gesandt wurdest, um das wieder grade zu bügeln. Viel Spaß in der Gummizelle! Oder in der Hölle. Dort landet er nämlich, wenn er diesen Auftrag verpatzt.

Zitat aus dem Buch:

Wir fanden etwas abseits ein Plätzchen. Während ich ihn mit Fragen löcherte, schaufelte er sich allerlei Essen wild durcheinander in den Mund.
Jetzt mal Tacheles! Woher kannte er Gérard? War er in der Drogenszene aktiv oder gar einmal Teil davon gewesen? Also eine Art Aussteiger? Oder war er vielleicht ein verdeckter Ermittler?
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Mit alledem hab ich nichts zu tun. Und was ist überhaupt ein ›verdreckter Vermittler‹?«
»Nicht ›verdreckter Vermittler‹ – ›verdeckter Ermittler‹, das ist ein Polizist der …«
Ich hielt inne. Mit einer Erklärung würde ich mich doch nur lächerlich machen. Denn entweder verarschte er mich oder er war geistig zurückgeblieben. Allerdings waren diese schönen braunen Augen nicht die eines Lügners, eines geistig Verwirrten oder von jemandem, der unter Drogen stand. Dieser Mann war mir ein Rätsel. Aber vielleicht gab es ja auch noch eine andere Erklärung. »Sind Sie vielleicht Mitglied in einer Sekte?«
Er blickte mich fragend an. »Nein. Ich bin kein Insekt. Ich bin der Liebesgott Amor und ich bin hier, um dich vor Gérard zu warnen und dich mit deinem Schicksalsmenschen zusammenzubringen.«
»Hm. Ich fühle mich ja geehrt, dass der Liebesgott höchstpersönlich auf die Erde kommt, um sich um meine Herzensangelegenheiten zu kümmern. Aber …«
»Freiwillig bin ich nicht hier!«, fiel er mir ins Wort und steckte sich genervt ein Hackbällchen in den Mund.
»Nicht?«
»Ich hab einen großen Fehler begangen und den muss ich korrigieren.«
»Lassen Sie mich raten: Sie haben mich all die Jahre gemobbt – anders kann ich mir meine bisherigen Beziehungsunfälle nicht erklären – und weil Sie deshalb ein so schlechtes Gewissen haben«, schlussfolgerte ich seriös blickend weiter, »sind Sie hier, um sich persönlich bei mir zu entschuldigen?«
»Ich hab dich nicht gemopft«, meinte er mampfend.
»Gemobbt!«
»Auch das nicht. Was ist das eigentlich?«
»Naja, das ist … egal. Um welchen Fehler handelt es sich denn dann, wenn ich fragen darf?«
Amor schluckte seinen Bissen hinunter und überlegte. Dann blickte er mich an. »Ich habe die Liebespfeile, die für dich und deinen Schicksalsmenschen bestimmt waren, aus Versehen zwei anderen ins Herz geschossen.« Er sagte es so, als würde er sich dafür schämen. »So was Fatales ist mir in hunderttausend Jahren nicht passiert.«
»Wie konnte denn das passieren, wenn Sie doch ein Gott sind?« Ich würde ihn schon noch in Widersprüchlichkeiten verstricken. Vielleicht würde er dann erkennen, dass es sich dabei um ein Hirngespinst handelte.
»Ich weiß es nicht. Die Schicksalsliste bekomme ich immer von Aphrodite, die wiederum bekommt die Vorauswahl von Zeus übermittelt.«
»Analog oder digital?« Ich hatte Schwierigkeiten, nicht zu schmunzeln.
Er sah mich fragend an. »Was?«
Ich winkte ab. »Nicht so wichtig. Erzählen Sie weiter.«
»Irgendwie war ich wohl unkonzentriert. Ist mir auch ein Rätsel.« Es war augenscheinlich, dass ihn das sehr belastete.
Offenbar lag hier eine massive Wahnstörung vor, die womöglich von einem Schicksalsschlag herrührte. Durch manch tragisches Unglück erschufen sich Patienten eine Parallelwelt, um den Schmerz aushalten zu können, wie etwa ein früherer Patient, der einen Autounfall verursachte, bei dem seine Frau und die beiden Kinder starben. In seiner Parallelwelt weilte seine Familie noch immer im Urlaub.
»Jedenfalls hat mich Aphrodite dazu verdonnert, dein Schicksal wieder in die ursprüngliche Bahn zu bringen – ansonsten bin ich meinen Job los und komme möglicherweise in den Hades.«
Aphrodite war die Göttin der Liebe und der Hades war in der griechischen Mythologie die Hölle. Er kannte sich auf jeden Fall gut aus in Sachen Götterlehre.
»Ja, das klingt durchaus plausibel«, sagte ich, ohne auch nur ein Wort von dem zu glauben, was er sich da zusammendichtete.
Dieser Kerl war für mich ein wirklich schwieriger Fall. Einerseits so bodenständig ehrlich, fast schon kindlich naiv, andererseits hielt er sich tatsächlich für den Liebesgott Amor. Er benötigte dringend eine Therapie. Allerdings konnte man ihn auch nicht ohne Weiteres einweisen. Er durfte zudem nicht das Gefühl bekommen, dass ich ihn für unzurechnungsfähig hielt. Nicht nur, um herauszufinden, an welcher psychischen Störung er litt, sondern auch als Schutzfunktion. Manche Patienten mit Wahnvorstellungen waren nicht ungefährlich, wenn man ihr Weltbild zum Einstürzen brachte. Auch wenn er mich letztlich vor etwas gewarnt hatte, hieß das noch lange nicht, dass er harmlos war. Ich musste auf der Hut sein.

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Hier findet ihr die Autorin im Netz.

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